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Das Einzige was „immer wieder „ gewöhnungsbedürftig ist, wenn man nicht besonders ortskundig in Mannheim ist und eine Palazzovorstellung besuchen möchte, ist die Frage: Wie komme ich von dem Parkplatz am Europaplatz, den ich erreiche, indem ich kurz vor dem ADAC Haus rechts abbiege, jetzt per pedes, zum Palazzo, welches sich während der Wintersaison eine Verkehrsinsel mit dem Planetarium teilt? Bei aller Perfektion, die die Palazzo Organisation kürt, finde ich doch noch einen Grund "für a bisserl Kritik". Wie wäre es, den Fußweg in der Wintersaison entsprechend auszuschildern? Ein Abend im Palazzo könnte so ganz entspannt - von Anfang an - beginnen.
Aber jetzt: Großartiges Palazzo
Nach diesem diesem kleinen Exkurs zurück zum Palazzo bzw. zum Entree. Ich hatte den Eindruck, dass sich die Aussenfassade noch schimmernder, feudaler und glitzernder präsentiert als im Jahr zuvor.
Die Location
Der Vorraum, der sich nach dem durchqueren der Windschleuse dann auftut, stimmt bereits auf die geradezu festliche Varieté Atmosphäre ein. Kristall- leuchter, die von der Decke schillern, eine lange Bar mit wirklich erstklassigen Spirituosen und einen extra Sektausschank, an dem Fürst Metternich in weiß, rosé und gemischt mit Orangensaft kredenzt wird. So gewinnt auch derjenige Abstand von Alltag, der nach einem arbeitsreichen Tag, nebst eiligem, kurzem Kleiderwechsel, einen fulminanten Ausgang des Tages erwartet.
Der Blick in die Manage
Dann geht es zu den reservierten Tischen, denn der Palazzo ist - oft bis zum letzten Tag,lange im voraus,bis zum letzten Platz,ausgebucht. Die Tische sind rundherum um eine Bühne, oder besser eine Manege aufgestellt, die hintere Reihe, leicht erhöht, so dass auch von hier aus, der Blick frei ist, auf die Akteure. Bühnen gibt es gleich mehrere, die fahren jedoch, je nachdem wie sie gebraucht werden, hydraulisch aus dem Boden hoch, zur Freude jedes Technikfans.
Ring frei - oder: Die Show beginnt mit John Fealey
Ein französischer Conferencier betrat die Aktionsfläche, er stellte einen englischen Koch dar. Da man in Deutschland nicht viel von der englischen Küche hält, sah ich im Geiste 400 Stoßgebete gen Himmel schweben, dass nicht ausgerechnet dieser englische Koch für die Zubereitung, der im Laufe des Abends servierten Speisen, zuständig sein möge. Alle waren erleichtert, der englische Koch John Fealey war eine Showeinlage. Das Menü schien auf jeden Fall gerettet.
Im Verlauf seiner Auftritte suchte er sich den einen oder anderen Gast als Opfer seiner Späße aus. Erfahrungsgemäß geschieht dies immer bei den teureren Plätzen nahe der Manege, Auf der Etagere auf der wir saßen, das wussten wir, waren wir da relativ sicher, niemand von uns musste sich wegducken. So hatten wir „sicher“ unseren Spaß - wenn auch ein wenig auf Kosten anderer. John Fealey hatte noch eine weiteres Problem am Bein, und später am Hals, eine Kellnerin die sich sichtlich zu ihm hingezogen fühlte, aber er nicht zu ihr. Da entwickelte sich noch so einiges ... während des Abends.
Die Kourbanovs & Leosvel & Diosmani im Palazzo
Jetzt zu den weiteren Showeinlagen dieses phänomenalen Abends im Palazzo in Mannheim: Da war eine artistische Nummer mit einem Motorrad und Rockklängen, die Kourbanovs zeigten bei Highway to hell ihr Programm Dann zwei Kubaner, Sixpack bepackt, Leosvel & Diosmani, die mit einzigartiger Eleganz an einem senkrechten Rack. Im Anschluss daran ein Balanceakt mit Palmrippen, die eine junge Frau nach und nach mit Muße und Konzentration zu einem riesigen Gebilde zusammenbaute, oder besser zusammen schweben ließ.
Zang Fan - Iryna Pitsur - Artistik der Extra-Klasse
Zhang Fan, der auf einem nicht gespannten Seil mit soviel Schwung über deren Köpfe balancierte, so dass die erste Tischreihe sichtlich ab und an zusammenzuckte. (Wieder ein Grund auf der Empore zu sitzen)... Doch er meisterte jede seiner Übungen, ließ sich sogar ein Einrad reichen und balancierte, wieder auf dem nichtgespannten, erschwerend zusätzlich mit einer Leiter. Iryna Pitsur zeigte welch' Magie die Vorführung von Übungen mit einem Reifen ausüben können. Zum Schluss ein Kraftakt des Bulgaren Encho Keryazov. Kraft, Erscheinung und Energie. Einen ähnlichen bleibenden Eindruck hinterließen vermutlich die Gladiatoren im antiken Rom bei den Zuschauern.
Rick Coleman - Freddy Sahin-Scholl für die Noten
Zwischendurch viele Tanzeinlagen mit aufwändigen Kostümen, Livemusik fast unbemerkt, dargeboten von Rick Coleman am Musikpult im Hintergrund. Während dessen Freddy Sahin-Scholl mit seinen zwei Stimmen auf der Bühne glänzte und erstaunte.
Man konnte bei der Reservierung bereits angeben ob man das reguläre Menü oder doch lieber das vegetarische Menü essen möchte. Selbst im Palazzo war es kein Problem eine Vorspeise aus dem vegetarischen Menü zu nehmen und beim Hauptgericht beim Fleisch zu bleiben.
Der Zwischengang war ebenfalls super, der Fisch sanft gegart und noch glasig und warm, die glasierte Perlhuhnbrust exzellent saftig, ein wahrer Traum darunter ein leicht süssliches Wokgemüse, welches eine geniale Ergänzung war. Zum Nachtisch wurde eine Variation aus fünf verschieden aromatisierten Creme Brulee serviert. Der Nachtisch war bei beiden Menüfolgen identisch.
Ein wundervoller Abend im Palazzo - Au revoir!
Ein besonders riesiges Lob weiteren „Hauptakteuren“ des Palazzo Mannheim, ohne deren unermüdlichen, stets freundlichen und hilfsbereiten Einsatz die Veranstaltung gar nicht erfolgreich sein könnten: Die Mitarbeiter im Service und in der Küche. Besser verwöhnen geht nicht mal in einem Sternerestaurant..., dafür drei Sterne!
An diesem Abend, und das soll nicht unerwähnt bleiben, gab sich auch Harald Wohlfahrt die Ehre. Sicherlich ein entspannter Abend für ihn. Schöner kann ein gastronomischer Event gar nicht sein. Wir hatten zwei Tische reserviert, für alle Freunde und Bekannten war es ein erlebnisreicher und hervorragend gelungener Abend.