LOHASHOTELS

Leerstände - Die Innenstadt Baden-Baden in der Krise

Ich gehe zuerst einmal fünf Jahre zurück. Obwohl ich nur ein paar Kilometer von Baden-Baden entfernt war, besuchte ich nur gelegentlich Baden-Baden, bzw. die Innenstadt. Im Hochsommer ist es mir durch die Kessellage immer zu heiß und schwül, zumal Baden-Baden auch noch im Rheingraben gelegen ist und die Kombination von stickiger, stehender und tropisch feuchter Luft sich demotivierend auf meine Shopping Laune auswirkt.


Den Internetauftritt mit einer Webseite und einer Präsenz in den sozialen Medien des Baden Badener Tourismusbüro war so rückständig und wenig attraktiv, so dass die Stadt-Webpage (bad-bad.de) von Herr Wolfgang Peter, seines Zeichens Diplom Grafiker und Fotograf, mit über 5000 Seitenaufrufen im Monat, um einiges erfolgreicher war. Ebenso seine Präsenz Baden-Badens in den sozialen Medien.


Gerade war ich mal wieder auf der Webseite von Baden-Baden, in der Regel tue ich das nur im Dezember wegen den Öffnungszeiten des Weihnachtsmarktes oder wenn ich von einem besonderen Event gehört habe und ich mich informieren möchte. Wenn im Spätsommer das SWR New Pop Festival ist, dann gehe ich direkt auf die Seite des SWR und besuche erst gar nicht die offizielle Tourismusseite, anders sieht es aus beim Oldtimer Meeting in Baden-Baden welches mitten im Juli stattfindet.


Inzwischen, das muss ich zugeben, hat sich bei der Internetpräsenz von Baden-Baden einiges getan, wobei ich hier insbesondere den/die Sozialmanager*in beglückwünschen möchte, da die veröffentlichten Beiträge auf Facebook und Instagram viel Zuspruch erfahren. Der Webseite selbst sieht man leider an, dass sie von einer Stadtverwaltung in Auftrag gegeben wurde: Oberflächlich, lieblos, phantasielos und mein Gott: Textlastig statt bildlastig! Nur mal als Beispiel: Ein beliebtes Ausflugsziel wie der YBurg bei Baden-Baden im Rebland wurde eine ganze Seite gewidmet, zwar mit informativem Text, aber nur mit einem Bild auf dem man die Yburg auf einem Berghang sieht! Keine Bilder vom malerischen Innenhof, der Gastronomie, oder der näheren Betrachtung des Gemäuers.


Leider immer noch ziemlich „mau“, antiquiert und wenig informativ die Kategorie „Shoppen“ Liebloser und herzloser geht es nicht. Gut dass die Geschäfte dort zumindest Erwähnung finden. Obwohl ich seit 16 Jahren hier wohne, sind mir viele dieser Geschäfte immer noch unbekannt. Schlecht ist, dass die dort gezeigten Bilder und wenigen Worte kaum die Relevanz erzeugen, dort auch unbedingt vorbeischauen zu müssen.


Will heißen, dass die Geschäfte-Inhaber als auch die Vermieter ihrer Lokale, die möchte ich hier auf keinen Fall ausnehmen, wesentlich mehr Eigeninitiative hätten entwickeln müssen, statt sich auf behäbige öffentliche Strukturen zu verlassen. Schon jetzt zeichnet sich ab  - und das war wirklich erschreckend an diesem Wochenende zu sehen, dass nicht nur mehr und mehr Lokale/Geschäfte leer stehen.


Und wie das Sprichwort es sagt: “Oft nix Besseres nachkommt“,  sonntags dann nicht nur Tchibo offen hat, sondern auch schon diverse  Andenken- und Schmuckläden jetzt die Lange Straße ziere.  In einer Straße, die von der Allgemeinbevölkerung mit der Kö in Düsseldorf verglichen wird und einmal für einen gewissen Anspruch stand. Wozu soll man eigentlich noch Baden-Baden besuchen, was wird denn überhaupt noch geboten?

Und wenn ich Luxusmode preisgünstig einkaufen will, dann fahre ich ins The Style Outlet in Roppenheim, etwa eine Viertelstunden von Baden-Baden entfernt mit einer wesentlich größeren Auswahl an Mode / Fashion, als Baden-Baden sie anbieten kann. Die Frage stellt sich zu recht: Wer braucht noch das Trauerspiel in  Baden-Baden



Geradezu sprachlos, falls das so stimmt, in Good News 4 Baden-Baden gerade gelesen: "Martin Lautenschlager, der Wirtschaftsförderer der Stadt Baden-Baden ist es trotz der zahlreichen Leerstände in der Innenstadt und weiteren angekündigten Schließungen nicht bange … und sieht keine strukturellen Probleme."  Da fragt doch ein Leser zurecht: "Man fragt sich, aus welchem Homeoffice sieht er das, bzw. sieht er die Probleme der Innenstadt nicht? Und siniert zur Recht m. Erachtens nach: "Der Einzelhandelsverband alleine kann es schon lange nicht mehr richten. Es bedarf dem Zusammenspiel aller Kräfte der Innenstadt: Einzelhändler, Gastronomen, Hoteliers, Büros und auch den Immobilien-Eigentümern."

Passt aber zum aktuellen Stadtbild der Innenstadt Baden-Baden. So lustlos wie die virtuelle  Vorstellung der Einkaufsmöglichkeiten in Baden-Baden, so desolat sieht die Situation auch im wahren Leben vor Ort aus! Jahrelang hat man sich ausgeruht, die Stadt als auch die Geschäfte, Die Botschaft einer schönen, lebenswerten Stadt hinauszutragen in die Welt zu tragen, war nicht nötig. Der Rubel rollte ja in Baden-Baden und das zuverlässig.

Geschäftsleute beschwerten und lamentierten, dass die Stadt nicht genug für die ansässigen Geschäfte tat, nicht ausreichend den Tourismus förderte, zu wenig verkaufsoffene Sonntage genehmigte, was auch immer. Da kann mehr als ein Funken Wahrheit drin stecken. Andererseits sollte. Andererseits wussten die alten Griechen schon: „Mit Athena und bewege deine Hände!“ oder wie gläubig Beflissene zu sagen pflegen: „Hilf Dir selbst, dann hilft Dir Gott!“

Nun da gibt es das Frieder Burda Museum, welches Weltklasseformat hat und die  daneben liegende Staatliche Kunsthalle Baden-Baden. Der Lichtentaler Park selbst bietet ausreichend Fläche zum Flanieren und einem ausgedehnten Sonntagsspaziergang bis zum Kloster Lichtental.


Und da gibt es das Cafe König, das Restaurant Rizzi und das Restaurant Leo’s, das sind zumindest meine Tipps, wenn Sie es sich gut gehen lassen möchten in Baden-Baden. Für Urlauber sicher ausreichende Attraktionen und Sehenswürdigkeiten, für uns „Anwohner“ in den angrenzenden Städten und Dörfern aber nicht genug.

Da ist ein Besuch, inkusive Einkauf / Shopping in Straßburg, nur etwas eine halbe Stunde von Baden Baden entfernt, wesentlich kurzweiliger und interessanter, egal wie oft man in die französische Nachbarstadt fährt. Ob als „Naherholung“ zum Ausspannen an der malerischen Ill innehalten und Zeit verbringen, sich unter die Touristen am Straßburger Münster mischen,  in den vielen kleinen Geschäften, hauptsächlich für mich in den Seitenstraßen rund um die Kathedrale und die Lebensmittel im Rivetoile, wo ich auch zwei Stunden gratis parken kann.

Apropos Innenstadt Sterben - Villingen Schwenningen ist da schon viel weiter:


"Die Zeiten, in denen man als Geschäft einfach einen Kleiderständer vor die Türe gestellt hat und den Laden voll hatte, sind vorbei. Soziale Medien seien hier ein ganz entscheidendes Vermarktungsmittel. Die Ware über Instagram präsentieren und sichtbar zu sein, sei ganz entscheidend," Thomas Herr, City Manager Villingen-Schwenningen



Ich warte jetzt nur noch darauf, dass noch ein Sexshop und eine Spielhölle in der Lange Straße in Baden-Baden eröffnet. Dann liebe Freunde, ist der Niedergang perfekt!

Aber vielleicht wendet sich das Blatt ja nochmal zum Guten, denn ein zweiter Stadtmarketing Verein wurde gerade gegründet, namens-Baden-Baden erleben (BBE), anscheinend weil sich 46 Firmen nicht gut genug von der  langjährigen Initiative Baden-Baden Innenstadt (BBI) nicht ausreichend vertreten sahen und zu wenig konzipiert und umgesetzt wurde.

Wie unsere französischen Nachbarn sagen: On vera! Man wird sehen. Man darf gespannt sein, denn ein Kind wieder aus dem Brunnen zu holen, wenn es erst mal tief reingefallen ist…


By the way, das nachfolgende Bild: Seit H& M Baden-Baden verlassen hat und während einer gefühlten zweijährigen Umbauzeit zerbrechen wir Einheimischen über diesen unglaublich langen Zeitverlauf, wer wird wohl jetzt noch in Baden-Baden  so große Räumlichkeiten mieten, nachem New Yorker Mode seine Pläne geändert hatte und lieber ins Cité zog. Oben Arztpraxen, die gehen ja immer, aber im Erdgeschoss? Zu wünschen wäre es Baden-Baden, denn die Stadt braucht eine Sensation um das wieder rauszukommen!