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von Prof Dr. Claudia Benthien
Die Haut als symbolische Fläche zwischen Selbst und Welt ist Ort für zahlreiche Diskurse, Bilder, Phantasien und Begehren.
Wie wohl fühlen wir uns in unserer Haut?
Viel zu wenig achten wir auf dieses Organ, obwohl wir es täglich sehen - und andere auch. Sie schützt uns vor der Außenwelt und kommuniziert mit ihr gleichsam. Der Begriff Haut wurde im Verlauf der Jahrhunderte als Synonym im allgemeinen Sprachgebrauch für unterschiedliche Subjekte verwendet. Mir ist auch noch, nur als Beispiel. der Begriff: "Er ist eine ehrliche Haut", geläufig.
Die Haut als Spiegel der Seele
Claudia Benthien zeigt, inwieweit die Körperoberfläche sich trotz der medizinischen Durchdringung und der Offenlegung des Inneren als zunehmend rigide Grenzfläche erweist, so daß die Haut im 20. Jahrhundert gar zur zentralen Metapher des Getrenntseins wird. Manchmal mit "scharfem Tobak, denn am Zeitstrahl entlang geht es dann schrittweise von Mittelalter und Renaissance, mit allen Grauseligkeiten früherer Jahrhunderte.
Haut: Nur an dieser Grenze ist Begegnung möglich
Gefragt wird nach den kulturellen Ursachen für die Entstehung eines solchen kollektiven Körperbildes, aber auch nach seinen fatalen Konsequenzen. Die Autorin untersucht Vorstellungen und rhetorische Muster der Haut als Grenze und Kontaktfläche, Praktiken und Imaginationen des Durchdringens oder Entfernens von Haut wie auch die Frage der Körperoberfläche als Ort der Identitätsproblematik.
Sie analysier Bilder und Phantasmen der Haut, die seit dem späten18. Jahrhundert signifikant geworden sind:
Haut: Die Verpanzerung oder Stigmatisierung
Das Abfärben durch Farbpigmente, das Verlassen der eigenen Haut, die zerlöcherte oder die transparente Körperoberfläche, die Enthäutung und Herausschälung. Erprobt wird eine interdisziplinäre, kulturwissenschaftliche Erweiterung der Literaturwissenschaft, in der das Literarische im Sinne einer Kulturpoetik als eingebunden in verschiedene Diskurse begriffen wird:
Haut: Sprache, Wissenschaft und Künste
werden als Archive historischer Leibwahrnehmung verstanden. Erst in ihrer Verschränkung kristallisiert sich die fundamentale Bedeutung der Haut als Sinnesorgan wie als Projektionsfläche von Selbst- und Fremdbildern heraus.